Koeppentage 2025 - "Der Schriftsteller kann vom Journalismus verschluckt werden"
"Feuilletons" & "Romanfragmente" Lesung & Gespräch mit den Herausgebern der neuen Bände Jörg Döring, Walter Erhart und Hans-Ulrich Treichel. Moderation Eckhard Schumacher
Die neuen Bände "Feuilletons" & "Romanfragmente" der Wolfgang Koeppen Werkausgabe im Suhrkamp Verlag
"Feuilletons" (Band 13), herausgegeben von Jörg Döring
Von Wolfgang Koeppen ist die Aussage überliefert, kein Bibliograph werde jemals in der Lage sein, sämtliche Zeitungsbeiträge aus seiner Feder vollständig aufzuführen. Jörg Döring hat den Pessimismus mit diesem Band der Werke widerlegt. Infolge der akribischen Autopsie fast aller Publikationsorgane, in denen Koeppen die Gelegenheit hatte, zu publizieren, ist eine Zusammenstellung aller bislang ermittelbaren Feuilletons, Kritiken und Zeitungsberichte Koeppens entstanden: Sie werden in diesem Band zum ersten Mal überhaupt nachgedruckt. Ihre Neupublikation macht einen Autor vor allem der dreißiger Jahre sichtbar, der sich für (fast) nichts zu schade war, wenn entsprechende Aufträge vorlagen: In Kurzbeiträgen zur Rubrik »Witz«, in Rezensionen von Kinofilmen und Büchern wie in Berichten zu Theateraufführungen bis zu feuilletonistischen und reportagehaften Betrachtungen über Kultur und Alltag artikuliert sich erstmals ein Schriftsteller als junger Journalist.
"Romanfragmente" (Band 11), herausgegeben von Hans-Ulrich Treichel und Walter Erhart
Wolfgang Koeppens Romanfragmente sind in einem Zeitraum von beinahe sechzig Jahren entstanden. Sosehr der Autor Phasen gesteigerter Produktivität kannte, wie beispielsweise in den Jahren 1951 bis 1954, als seine Romane "Tauben im Gras", "Das Treibhaus" und "Der Tod in Rom" erschienen, so sehr sah er sich auch immer wieder der Erfahrung ausgesetzt, seine literarischen Pläne nicht verwirklichen zu können. Wolfgang Koeppen war ohne Zweifel ein krisenhafter Autor, aber womöglich war das Unvollendete und Fragmentarische nicht nur Hemmnis, sondern auch Bedingung seiner Produktivität. Und manchmal war es sogar die Vollendung selbst, nannte der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki Koeppens Roman "Jugend" von 1976 doch ein »vollendetes Fragment«.
