Umgedreht und spiegelverkehrt. Slawische Spuren in der Kulturlandschaft Mecklenburg-Vorpommerns
Vortrag von Andrea Rudolph (Uni Opole) und Ute Marggraff (Uni Greifswald) zum POLENMARKT
Ende des 18. und im 19. Jahrhundert nahmen slawische Künstler, Dichter, Historiker verstärkt pommersche und mecklenburgische Landschaften in den Blick, um nach Überresten westslawischer Stämme zu suchen, die einst hier gesiedelt hatten. Teile des mecklenburgischen Adels und der Herrscherhäuser nahmen diese Impulse auf und ließen sie in ihre Parks und Alleen nach englischem Vorbild einfließen. Nicht nur der Hof in Neustrelitz zeigte sich auffallend interessiert an den Prillwitzer Idolen, den slawischen Götterstatuen, die 1768 im Tollensetal aufgetaucht waren und die Gelehrtenwelt Europas in Erstaunen versetzte, die sich später aber als Fälschungen herausstellten. Die Adeligen schmückten sich gern mit diesen slawischen Artefakten auf ihren Gütern, um ihre Bedeutung und eigenen Machtanspruch zu legitimieren. Slawische Intellektuelle sahen Belege auf eine frühe slawische Geschichte in mecklenburgischen und pommerschen Landschaften. In den Parks konnte so den antiken Vorbildern nun etwas Eigenes an die Seite gestellt werden. Beziehungsreich mischten sich Antikes und Slawisches mit den realen Landschaftselementen und bereichern bis heute unsere Kulturlandschaft.
Andrea Rudolph von der Universität Opole wird an diesem Abend ihre Beobachtungen zum Raumkonzept der Alten Burg Penzlin und zu Joseph von Malzans Idee eines englischen Parks vortragen. Die Greifswalder Slawistin Ute Marggraff wird diese Unterschiede und Gemeinsamkeiten herausheben und zeigen, dass sich bis heute beziehungsreich Kulturschichten mischen und so die mecklenburgischen und pommerschen Kulturlandschaften prägen.
Eintritt frei
Foto (c) Ute Marggraff