Doing Memory „… als was waren Sie dort?“ Rostock-Lichtenhagen als Schauplatz jüdischer Selbstermächtigung
Podiumsdiskussion mit Professor Dr. Matthias N. Lorenz, Dr. Hannah von Sass und Professor Dr. Benno Zabel
Erinnerung ist nicht einfach da, sie wird aktiv hergestellt. Auch und gerade das, was nicht erinnert werden soll, macht die in einer Gesellschaft jeweils herrschenden Akzeptabilitätsbedingungen sichtbar. Am Beispiel von Akten des ‚Doing Memory‘ an das rassistische Pogrom in Rostock-Lichtenhagen im August 1992 zeigt der Literatur- und Kulturwissenschaftler Matthias Lorenz, wie sich die Erinnerungskultur an rechte Gewalt über die Jahrzehnte verändert hat. Im Fokus stehen dabei zeitgenössische Solidarisierungen jüdischer Akteure, deren Bezugnahme auf die antisemitischen Pogrome der NS-Zeit von der wiedervereinigten Mehrheitsgesellschaft als Störung wahrgenommen wurden. In den Versuchen der Rostocker Stadtgesellschaft zur Entstörung dieser Interventionen wird nachvollziehbar, welche Narrative sich schließlich durchgesetzt haben – und um welchen Preis.
Im Anschluss an den Vortrag diskutiert Comic-Forscherin und Krupp-Fellow Gudrun Heidemann mit den Alumni Matthias Lorenz, der Literaturwissenschaftlerin Hannah von Sass sowie dem Rechtsphilosophen Benno Zabel über Fragen der Ethik und Performanz des Erinnerns an rechte Gewalt sowie über literarisch-theatrale Aufarbeitungen.
