Der tägliche Stoiker
Nachdenkliches für den Tag
"Wenn ich einen ängstlichen Menschen sehe, frage ich mich, was will diese Person? Denn wenn sie nicht etwas wollte, was außerhalb ihrer persönlichen Macht ist, warum sollte sie dann so ängstlich sein?"
Epiktet, Lehrgespräche, 2.13.1
FAZIT:
Der ängstliche Vater macht sich Sorgen um seine Kinder. Was will er? Eine Welt, die immer sicher ist. Die hektische Reisende, was will sie? Dass das Wetter gut bleibt und der Verkehr sich in Luft auflöst, damit sie ihren Flieger rechtzeitig erreicht. Der nervöse Investor? Dass der Markt sich verändert und seine Investitionen sich auszahlen.
Alle diese Szenarien haben eine Gemeinsamkeit. Wie Epiktet es bereits schilderte, geht es darum, etwas zu wollen, was außerhalb unserer Macht steht. Wenn man sich aufregt, stresst, nervös auf und ab läuft - dann sind dies intensive, peinigende und ungewisse Momente, die uns von unserer hilflosesten und unterwürfigsten Seite zeigen. Wir starren auf die Uhr, auf den Börsenticker, auf die Schlange vor vor dem Check-in-Schalter, wir starren in den Himmel. Es ist, als wären wir Teil einer Sekte, die davon überzeugt ist, dass die Schicksalsgötter uns nur geben, was wir wollen, wenn wir dafür unsere innere Ruhe opfern.
Wenn du merkst, wie sich heute wieder die Ängste in dir aufstauen, dann frage dich: 'Warum verkrampft mein Magen sich so? Wer hat hier das Sagen - ich oder meine Angst?' Und die wichtigste Frage: 'Hilft diese Angst mir überhaupt?'
Aus: Ryan Holiday & Stephen Hanselman: Der tägliche Stoiker. 366 Nachdenkliche Betrachtungen über Weisheit, Beharrlichkeit und Lebensstil. Finanzbuchverlag, 2017.