Der jüdische Friedhof in Niederhof 1776 bis 1850 – Geschichte, Hintergründe, Personen
Vortrag mit Dr. Andreas Ruwe (Hebräisch-Lektor am Lehrstuhl für Altes Testament der Greifswalder Universität) in Gedenken an den November-Pogrom 1938
Im Rahmen eines Vortrages wird Dr. Andreas Ruwe seine Untersuchungen zum jüdischen Friedhof in Niederhof, als einen für die Geschichte der Juden in Vorpommern bedeutsamen Ort vor den Toren Stralsunds, vorstellen.
Seit 1757 zog eine sehr kleine Gruppe von Juden nach Stralsund, als dortige Geschäftsleute von der schwedischen Regierung die Lizenz zur Münzprägung erhielten und dafür jüdische Experten im Geschäft mit Edelmetallen benötigt wurden. Sie durften ihre Toten allerdings nicht innerhalb von Stralsund bestatten. Der Besitzer des Gutshofes Niederhof stellte daraufhin ein Grundstück in seinem Park zur Nutzung als Friedhof zur Verfügung, wo bis 1850 Bestattungen erfolgten, zunächst für Verstorbene nicht nur aus Stralsund, sondern auch aus anderen Orten Vorpommerns. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts konnten dann weitere Friedhöfe eingerichtet werden und Niederhof verlor seine Bedeutung.
Über diese Geschichte und vor allem über seine Forschung der Inschriften auf den heute noch erhaltenen Grabsteinen wird Andreas Ruwe berichten. Sie bezeugen manche familiengeschichtlichen Details, durch die jüdische Geschichte lebendig wird. Möglicherweise kann dadurch auch ein Impuls für das öffentliche Interesse am jüdischen Friedhof in Greifswald gegeben werden, von dem nur noch das Areal in der Gützkower Landstr./Herrenhufenstr. bekannt ist, der aber seit langem auf eine würdige Gestaltung als Erinnerungsort wartet. Und nicht zuletzt wird die Beschäftigung mit jüdischer Bestattungskultur unsere Kenntnis jüdischer Frömmigkeit und unser Verständnis dafür vertiefen.
Gemeinsam mit der Stadt Greifswald und den Studentengemeinden der Uni lädt der pommersche Arbeitskreis Kirche und Judentum zum Gedenken an die Ereignisse des 9.November 1938 und ihre Folgen ein. Im Deutschen Reich fanden damals unvorstellbare Pogrome statt, die als „Kristallnacht“ in die Geschichte eingegangen sind. Sie dürfen nicht in Vergessenheit geraten, damit sie sich nicht wiederholen.