Der (un)vermeidliche Krieg? Kulturelle Hintergründe des russischen Angriffs gegen die Ukraine

Familien-Universität | Referent: JProf. Dr. Roman Dubasevych, Institut für Slawistik der Universität Greifswald

Der russische Angriff gegen die Ukraine überraschte nicht nur die Weltöffentlichkeit, sondern vor allem die Ukrainer*innen selbst. Trotz der Annexion der Krim und der Unterstützung der separatistischen „Volksrepubliken“ im Donbas(s) hielten sie eine russische Invasion von dieser Dimension und Brutalität seitens des vertrauten Nachbarn für unmöglich. Während die Debatte in den Medien meist um die Fragen der Geopolitik, Sanktionen oder Waffenlieferungen kreist, werden im Vortrag nochmal die kulturellen Hintergründe beleuchtet, die den Nährboden für den Krieg bereiteten. Sowohl der Aggressor als auch das Opfer begründen diesen Krieg als Kampf um die eigene Sicherheit, Identität und Zivilisation, bei dem wieder alles auf der Karte steht. Die Annäherung an die festgefahrenen Selbstbilder und Erzählungen macht aber deutlich, dass die Zeichen auf Konfrontation schon lange vor dem Ausbruch der Gewalt standen. Besonders prominent manifestierten sie sich in Bildern heroischer Maskulinität, mit denen beide Gesellschaften auf die krisenhafte Zeit nach dem Sozialismus reagierten. Angesichts der zahlreichen Vorboten des Krieges in Literatur, Film, Musik und Erinnerungskultur der beiden Länder stellt sich die schmerzhafte Frage, ob dieser Krieg uns wirklich hätte überraschen dürfen und ob wir nicht wieder zu leichtfertig mit seinen Vorzeichen umgegangen sind. Die Aufarbeitung der engen Verflechtung der militärischen und symbolischen Gewalt in diesem „unmöglichen“ Krieg sowie des interaktiven Charakters der Eskalation kann als naiv oder gar blasphemisch erscheinen. Das Verstehen, wie Europa wieder in die historische Sackgasse eines drohenden Welt- und Atomkrieges hineinkommen konnte, gibt uns dennoch eine stille Hoffnung auf friedliche Auswege.

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Bildnachweis: Universität Greifswald

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