Nachdenkliches für den Tag

"Denn selbst der Frieden an sich wird mehr Grund zur Sorge liefern. Noch nicht einmal sichere Umstände werden dich beruhigen können, wenn dein Geist erst einmal in Schock versetzt wurde - wenn er sich die blinde Panik erst einmal angewöhnt hat, kann er nicht mehr für seine eigene Sicherheit sorgen. Doch wenn wir ihr den Rücken kehren sind wir noch größeren Gefahren ausgeliefert."
Seneca, Moralische Briefe, 104.10b

FAZIT:
Es gibt ein altes Sprichwort, das besagt, Geld ändere die Menschen nicht, es mache sie nur noch mehr zu dem, was sie sind. Robert Caro hat geschrieben: 'Macht korrumpiert nicht, sie entblößt.' In gewisser Weise ist es mit Wohlstand - finanziellem und persönlichem Wohlergehen - ebenso.
Wenn dein Verstand schon in eine bestimmte Richtung geprägt ist - du etwa, wie in Senecas Beispiel, schnell in Panik gerätst - dann macht es keinen Unterschied, wie gut die Dinge um dich stehen. Du bist immer noch auf Panik eingestellt. Du wirst nach wie vor Dinge finden, über die du dir Sorgen machen kannst, und du wirst immer noch unglücklich sein. Vielleicht mehr als vorher, weil du jetzt mehr zu verlieren hast.
Darum ist es töricht, auf ein günstiges Schicksal zu hoffen. Wenn du dir überhaupt etwas erhoffen solltest, dann lass es eine Charakterstärke sein, die sogar in guten Zeiten noch aufblüht. Noch besser wäre es, auf diese charakterliche Stärke und auf dein Selbstvertrauen hinzuarbeiten. Bedenke jede deiner Handlungen und Gedanken - betrachte sie wie Bausteine deines unzerstörbaren Charakters. Dann arbeite daran, jeden einzelnen Baustein zu stärken und ihm Bedeutung zu geben.

Aus: Ryan Holiday & Stephen Hanselman: Der tägliche Stoiker. 366 Nachdenkliche Betrachtungen über Weisheit, Beharrlichkeit und Lebensstil. Finanzbuchverlag, 2017