Nachdenkliches in der Coronapause

"Ein guter Mensch ist unbesiegbar, denn er stürzt sich nicht in einen Wettbewerb, bei dem er nicht der Stärkere ist. Willst du ihren Besitz?
Dann nimm ihn - nimm ihr Personal, ihren Beruf, ihren Körper. Doch du wirst sie nie von ihrem Ziel abbringen und sie nie in eine Falle locken können, wenn sie diese vermeiden wollen. Denn der gute Mensch begibt sich nur in den Wettbewerb mit seinem eigenen freien Willen. Wie kann so jemand nicht unbesiegbar sein?
Epiktet, Lehrgespräche, 3.6.5-7

FAZIT: 'Nur Dummköpfe handeln unüberlegt'
Eines der grundlegenden Prinzipien der Kampfkunst ist, dass man Stärke nicht mit Stärke erwidert. Will heißen: Versuche nicht, deinen Gegner darin zuschlagen, worin er am stärksten ist. Doch genau das ist es, was wir tun, wenn wir versuchen, eine unmögliche Aufgabe zu meistern, die wir nicht vorher vollständig durchdacht haben. Oder wenn wir es zulassen, dass jemand uns in Verlegenheit bringt. Oder wenn wir zu allem immer Ja und Amen sagen.
Manche Menschen denken, nicht jeden Kampf anzunehmen, sei ein Zeichen von Schwäche oder Kalkül. Wie kann es schwach sein, die Anzahl der Male, in denen wir scheitern, zu reduzieren oder die endlosen Wunden und Verletzungen, die wir uns sonst zuziehen würden? Warum ist es etwas Negatives? Vorsicht ist besser als Nachsicht, so heißt es. Das ist es, was die Stoiker mit freiem Willem meinen. Es bedeutet, vernünftig zu sein! Denke gründlich nach, bevor du eine Entscheidung triffst, und du wirst unschlagbar.

Aus: Ryan Holiday & Stephen Hanselman: Der tägliche Stoiker. 366 Nachdenkliche Betrachtungen über Weisheit, Beharrlichkeit und Lebensstil. Finanzbuchverlag, 2017