Formulieren, experimentieren, argumentieren. Literatur übersetzen zwischen Ästhetik und Öffentlichkeit

Öffentlicher Abendvortrag im Rahmen des XXIV. Greifswalder Ukrainicums mit Dipl.-Übers., Dipl.-Kauffrau Claudia Dathe (Slavisches Seminar, Universität Tübingen)

Wir erleben gegenwärtig, wie die bildende Kunst in ihrer Freiheit der Produktion, Distribution und Rezeption zunehmend durch kritische Interventionen, durch das Einklagen individueller Befindlichkeiten und sich aufladender Debatten eingeschränkt wird. Die Literatur ist ein Gebiet, auf dem der Text scheinbar eindeutigere Interpretationen zulässt, zugleich ist die Sprache immer auch Kristallisationspunkt für nationale Identitäten, die heutzutage dem Missbrauch durch nationalistische Kräfte ausgesetzt sind. Inwieweit spürt man als Übersetzer*in in der Arbeit mit Verlagen, Festivals, Veranstaltern und Lesern diese neue Sensibilität gegenüber Kunstwerken? Inwieweit führen persönliche oder gesellschaftliche Befindlichkeiten zu Schwierigkeiten bei der Übersetzung und Präsentation bestimmter Autoren? Wie können sich Übersetzer*innen hier positionieren? Welche Fälle politisch motivierter Eingriffe in den Text gibt es, und welche Kriterien spielen bei den übersetzerischen Entscheidungen eine Rolle? Was könnte es für andere Motive geben, „korrigierend“ einzugreifen? Diesen Fragen widmet sich der Vortrag anhand von Beispielen ukrainischer Texte, ihrer Übersetzung und Rezeption im deutschsprachigen Raum.

Claudia Dathe studierte Übersetzungswissenschaft (Russisch, Polnisch) und Betriebswirtschaftslehre in Leipzig, Pjatigorsk (Russland) und Krakau. Von 1997 bis 2004 arbeitete sie als DAAD-Lektorin in Kasachstan und der Ukraine. Nach ihrer Rückkehr war sie als freiberufliche Übersetzerin für Ukrainisch und Russisch tätig und führte Seminare für Nachwuchsübersetzer durch. Seit 2009 arbeitet sie als Koordinatorin für Projekte zum literarischen Übersetzen am Slavischen Seminar der Universität Tübingen, derzeit für das europäische Projekt „Kulturvermittler in Krisenzeiten“. Regelmäßig führt sie Projekte zur Entwicklung der Zivilgesellschaft in Deutschland und den Ländern der Östlichen Partnerschaft durch, leitet Übersetzerwerkstätten und übersetzt Literatur aus dem Russischen und Ukrainischen, u. a. von Andrej Kurkow, Serhij Zhadan, Ostap Slyvynskyj und Yevgenia Belorusez.

Moderation: Professor Dr. Roman Dubasevych

Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Martin-Luther-Straße 14 17489 Greifswald 03834 420-5001 Öffentlichkeitsarbeit 03834 420 5019

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