Oleg Senzow „Leben“ - Sich treu bleiben und anders sein

Für Oleg Senzow und gegen das Vergessen. Buchvorstellung und Gespräch mit Claudia Dathe, Lydia Nagel und Roman Dubasevych

„Nicht aufgeben und sich treu bleiben. Nicht aufgeben. Sich stets treu bleiben. Und: nicht unbedingt versuchen, wie die anderen zu sein.“ Mit diesen Sätzen endet Oleg Senzows Erzählung „Schule“ aus dem Band „Leben, Geschichten“. Der ukrainische Regisseur und Maidan-Aktivist Senzow führt die Leser mit seinen Geschichten auf die Krim, in seine Heimat, und erzählt von Kindheit und Erwachsenwerden, von Freundschaft, Umbruch und Scheitern. Weil Senzow die Annexion der Krim im Jahr 2014 nicht hinnehmen wollte, wurde er verhaftet und von russischen Gerichten zu 20 Jahren Lagerhaft verurteilt und sitzt derzeit in einem Straflager am Polaren Ural.
Die Veranstaltung gibt in Lesung und Gespräch Einblicke in Oleg Senzows Leben auf der Krim, in seine künstlerische Arbeit und seine heutigen Standpunkte und beleuchtet aktuelle politische und gesellschaftliche Entwicklungen in der Ukraine und Russland.

Oleg Senzow, geb. 1976 in Simferopol auf der Halbinsel Krim, ist ukrainischer Autor und Filmemacher. 2013/14 unterstützte er den Maidan in der Ukraine, während der Annexion der Krim durch Russland im Frühjahr 2014 leistete er humanitäre Hilfe.
Am 11. Mai 2014 wurde er mit drei weiteren Aktivisten wegen angeblicher terroristischer Handlungen vom russischen Inlandsgeheimdienst FSB festgenommen. Die Anklage; Gründung einer terroristischen Vereinigung. Senzow wurde zu 20 Jahren Haft verurteilt. Die Menschenrechtsorganisationen Memorial und Amnesty International schätzen das Verfahren und Urteil gegen Senzow als politisch motiviert und vorfabriziert ein und stellten gravierende Verstöße gegen internationale Rechtsnormen fest. Im Mai 2018 trat Senzow in einen unbefristeten Hungerstreik, den er wegen seines kritischen Gesundheitszustandes im Oktober 2018 abbrach. 2018 verlieh das Europäische Parlament den Sacharow-Preis für Menschenrechte an ihn.
Senzow sitzt nach wie vor im Straflager Nr. 8 in Labytnangi nördlich des Polarkreises in Haft.
In „Leben“ (erschienen bei Voland & Quist) erzählt er von seiner Kindheit und Jugend. Die autobiografischen Geschichten zeigen, „wie er zu dem furchtlosen Menschen wurde, der er heute ist“. (Andrej Kurkow)
Übersetzt wurden sie von Irina Bondas, Kati Brunner, Claudia Dathe, Christiane Körner, Alexander Kratochvil, Lydia Nagel, Olga Radetzkaja, Jennie Seitz, Andreas Tretner und Thomas Weiler. Mit einem Vorwort von Andrej Kurkow.
#FreeSentsov #SaveOlegSentsov

Claudia Dathe
ist freiberufliche Übersetzerin für Ukrainisch und Russisch (Serhij Zhadan, Olexandr Irwanez, Tanja Maljartschuk und Maria Matios) und Lehrbeauftragte am Slavischen Seminar Tübingen und das EU-Projekt „TransStar Europa“

Lydia Nagel studierte in Berlin, Belgrad und Moskau Slawistik und Kulturwissenschaft. Zurzeit lebt sie als freiberufliche Übersetzerin in Berlin und übersetzt aus verschiedenen slawischen Sprachen ins Deutsche (u.a. Natalka Sniadanko), vor allem Prosa und Dramatik.

Roman Dubasevych
ist Literaturwissenschaftler und Lehrstuhlinhaber an der Universität Greifswald (Ukrainische Kulturwissenschaft)

In Zusammenarbeit mit der Slawistik der Universität Greifswald.
Eintritt Spende

Koeppenhaus - Literaturzentrum Bahnhofstr. 4/5 17489 Greifswald 0 38 34 - 77 35 10
Bildnachweis: IKAZ e.V.

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